Über die Herausforderung der Wohnungssuche

Wenn man schwanger ist, verändert sich das Gehirn. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Ähnlich wie in der Pubertät. Und ähnlich komisch benimmt man sich teilweise. Dazu gibt’s übrigens ein super geniales Buch von Abigail Tucker: „Was es bedeutet, eine Mutter zu werden.“

Unsere Wohnungssuche war eine Herausforderung. Plötzlich waren da so viele Anforderungen, die es zu erfüllen galt: Nicht zu weit vom Zentrum weg wegen meiner Arbeit. Weit genug draußen, um nicht zu nah am Zentrum zu sein. Grün für den Hund, das Bonuskind und später unser gemeinsames. Mit super Laufstrecken für meinen Freund und theoretisch auch für mich. Außenfläche wäre toll. Viel Platz auch, vor allem mit der Möglichkeit für Home Office – für beide … Gut abgetrennt, damit man sich nicht auf den Geist geht und man sich von den Schwiegereltern abschotten kann, ohne ihnen das Gefühl zu geben, sich von ihnen abzuschotten, wenn diese zu Besuch sind und über Nacht bleiben. Bitte keinen Gasherd, wenn geht und unbedingt eine Badewanne. Aja und die Miete soll auch nicht allzu hoch sein.

Träumst du noch oder siedelst du schon?

973 Wohnungen später die ernüchternde Erkenntnis: Eine geeignete Immobilie zu finden, ist gar nicht so einfach. Was da für Absteigen mit 100.000 Fehlkonstruktionen dabei waren, die einem die Makler als „besondere Schmankerl“ verkaufen wollen. Aber: Eine Wohnung war dann doch dabei, die unseren Ansprüchen gerecht wurde. Allerdings mitten in Simmering. Gemeindebau-Simmering. Prolo-Simmering. Ich-zieh-da-fix-nie-hin-Simmering. Vielleicht-zieh-ich-doch-hin-Simmering. Immerhin hat von Anfang an sehr viel für die Wohnung gesprochen: Der Schnitt, der Preis und grundsätzlich auch die Lage. Direkt an der U3, ums Eck vom Böhmischen Prater mit viel Grün und einem süßen, kleinen Schwimmbad ums Eck.

„Bist du deppat?? Du kannst nicht nach Simmering ziehen“, bombardierten mich Freunde und Bekannte. Mit einer Ausnahme. Ein Pärchen, das seit sieben Jahren in der Gegend lebt, gab grünes Licht: „Wenn du es schaffst, all die Verrückten, Besoffenen und Asozialen auszublenden, ist es echt okay hier …“

Wohnungssuche: zusagen oder nicht?

Wenn ich mir vorstellte, die Wohnung nicht zu nehmen, war ich traurig. Wenn ich mir vorstellte, sie zu nehmen, fühlte ich mich auch nicht wohl dabei.

„Was meinen Sie?“, fragte ich den Polizei-Beamten.
„Gefällt Ihnen die Wohnung?“
„Die Wohnung ist ein Traum. Zwei Stöcke, große Dachterrasse, riesiges Wohnzimmer, geräumige Küche. Das Bad könnte vielleicht eine Spur größer sein, aber dafür mit Badewanne und einem separaten Klo.“
„Klingt gut.“
„Find auch.“
„Und der Preis.“
„Auch voll okay.“
„Na, dann unterschreiben Sie.“
„Ja, aber wie sicher ist die Gegend jetzt? Ich meine, kann ich mit Kindern und Hund spazieren gehen, ohne jedes Mal Angst um mein Leben haben zu müssen.“
„Ja.“
„Auch nachts?“
„Auch.“
„Und wenn ich allein unterwegs bin?“
„Sollte kein Problem sein.“
„Hm. Ich bin schwanger, wissen Sie?“
„Herzlichen Glückwunsch. Und wenn was ist, sind wir gleich da.“
Stimmt, die Station, auf der ich war, um in puncto Sicherheit der Umgebung zu recherchieren, war nur ein paar Häuser weiter.
„Brauch ich einen Pfefferspray?“
„Eher nicht.“
„Es wird ein Mädchen.“
„Schön.“
„Ja.“
„Ja.“
Peinliches Schweigen.

Also haben wir den Mietvertrag unterschrieben und die Wohnungssuche beendet. Und wir sind ziemlich happy hier. Bis auf die vielen Hundehaufen, die niemand wegräumt. Die sind ziemlich grauslig. Der eine Nachbar, der unbedingt im Stiegenhaus tschicken muss, auch. Aber immer noch besser als der unter mir in meiner alten Wohnung, der mich anzeigen wollte, weil ich das Haus angeblich zum Einstürzen brachte. Was für eine irre Geschichte. Die muss ich euch das nächste Mal erzählen …

4 Kommentare

  1. So ähnlich ist es uns vor 30 Jahren gegangen …
    Ich -,Aufgewachsen im 7., mein Mann im 1. und 18. , dann erste gemeinsame Wohnung Grenze 17./18.-

    Und dann jahrelange Wohnungssuche- bis wir und für das Reihenhaus in KAISEREBERSDORF entschieden .. 120m2 , 60m2 Keller plus kleiner Garten um das Geld einer Mini Garconniere im 18. Bezirk

    Ich wohne inzwischen nicht mehr in diesem Reihenhaus aber immer noch in Kaiserebersdorf- jetzt 47m2 plus 12m2 Dachterasse – optimale Infrastruktur- freundliche Nachbarn ..

    I love 1110 🥰

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    1. Oh wow kein Gasherd? Solange ich in Wien gelebt hab, wollte ich auch nie einen. Seit ich dann nach Moskau gezogen bin und mein Partner Gas zuhause hat, kann ich ohne Gasherd nimma sein ;)))

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  2. Viel Freude im neuen Heim. Jeder Bezirk hat seine Vor und Nachteile. Die noblen Lagen sind oft öde und in der Bevölkerungsstruktur überaltet. Vieles ändert sich, ..war der 2. Bezirk lange Zeit ein no go, so ist dieser jetzt sehr gefragt. Neuer Trend: Simmering. Gute Stimmung kann man überall haben und der Prater ist auch nahe.

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