Magische Momente einer Schwangerschaft: Über Topfenwickel, Damm-Massagen & Hämorrhoiden

Topfen. Eines der besten Nahrungsmittel für Muskelaufbau, weil er fettarm ist und dem Körper viel Protein liefert. Er stärkt die Knochen, unterstützt die Darmflora und macht lange satt. Gepimpt mit ein paar Früchten, Nüssen und Ahornsirup ist er der perfekte Snack oder ein schnelles Abendessen. Super, wenn man viel sportelt. Allein deshalb hat er einen Ehrenplatz im Kühlschrank.

Gut, momentan heißt Sport bei mir vor allem Serien- und Filmemarathon (Ich hab’s mit Schwangerschafts-HIIT versucht und dann mit tagelangen Beckenschmerzen gebüßt!). Trotzdem steht der Topfen noch immer ganz oben auf der Einkaufsliste. Neuerdings klatsche ich ihn mir nämlich gerne auf den Busen. Also zuerst streiche ich ihn auf ein Stück Küchenrolle und das werfe ich mir das Topfen-Papier auf die Brust.

Dass ich schwanger bin, habe ich zuerst daran gemerkt, dass mir Rotwein nicht mehr geschmeckt hat. Verdächtig, sehr verdächtig, weil Rotwein und Käse war immer unser Freitag-Abend-Ding. Guter französischer Käse aus einem kleinen, französischen Laden in Klagenfurt, guter französischer Rotwein dazu, manchmal auch aus dem Burgenland, plus Baguette, plus zwei Kilo mehr am nächsten Tag. Plötzlich hatte ich keine Lust mehr drauf. Ich hab gesagt, ich steig auf alkoholfreies Bier um, er hat mir am nächsten Tag einen Schwangerschaftstest besorgt. Bingo.

Außerdem hab ich an meinem Busen gemerkt, dass etwas anders ist als sonst. Ich meine, wen wundert’s? Die Teile leisten in einer Schwangerschaft Höchstarbeit und laufen zur Höchstform an – im wahrsten Sinne …

Und so lieg ich dann eben da – im Bett mit einem nassen Fetzen auf meinem nackten Oberkörper, ungeschminkt, gequälter Gesichtsausdruck. Und mein Freund findet’s toll. Ich irgendwie auch, wenn ich sehe, wie begeistert er mich beobachtet, während ich leide. Weil es uns beide erstaunt, was mein Körper zur Zeit alles leistet.

„Warte nur auf deine erste Schwangerschaft …“

In diesen Momenten muss ich immer an ein Facebook-Posting von mir denken. „Es gibt kaum unwürdigere Momente als wenn dein Freund ins Bad kommt, während du gerade eine Nasenspülung machst“, hatte ich geschrieben, als ich einmal total verkühlt kopfüber über dem Waschbecken hing, mir Salzwasser durch die Nase zog, er bei der Tür reinkam, ich lachen musste und mir daraufhin … Wie formuliert man das elegant? … Keine Ahnung … und mir daraufhin eine Rotzglocke aus dem linken Nasenflügel hing. Viele kommentierten darunter mit “ … warte nur auf deine erste Schwangerschaft …“ und „Dann hast du noch kein Kind bekommen.“

Schwanger war ich zu dem Zeitpunkt schon, wusste aber nur mein allerengstes Umfeld. Und neben den Topfenwickel hatte ich da auch schon ganz andere Highlights hinter mir: „Kannst du bitte checken, ob ich beim Rasieren alles erwischt habe?“, „Ich hab das Gefühl, ich krieg Hämorrhoiden. Sieht man was?“, „Ich hab geniest und ich glaub, ich bin inkontinent!“, „Da steht, bei der Geburt kann’s passieren, dass man sich anmacht…“, „Bereit für Dammmassagen?“, „Schau mal, ich glaub, ich will in dieser Stellung entbinden …“

Aber in keinem meiner Momente meiner Schwangerschaft hatte ich bislang auch nur einmal das Gefühl, mich vor meinem Freund genieren zu müssen. Muss ich im Übrigen auch nicht wegen der Nasendusche, aber die ist mir tatsächlich weitaus unangenehmer als alles, was mit dem Mama-Werden zu tun hat.

Auch eine Helene Fischer macht Damm-Massagen. Oder denkt zumindest darüber nach …

Wir zelebrieren jedes Ultraschallbild und jede ihrer Bewegungen (ich vor allem die, wenn sie ihm ins Gesicht boxt, während er den Kopf auf meinem Bauch legt). Wir verfolgen fasziniert jede Veränderung und ich merke erst jetzt immer wieder, wie wenig selbstverständlich ein unaufgeregter, schambefreiter Umgang mit dem Körper ist. Es ist schlimm, wie oft bestimmte Themen ausgespart werden, wenn’s um Schwangerschaft geht. Dinge, die man lieber googelt, anstatt sie offen anzusprechen.

Und schon wieder weine ich. Weil es mich traurig macht, wie sehr wir uns selbst oft einschränken und limitieren aus blöden Vorstellungen und Glaubenssätzen heraus, nicht so oder so sein zu dürfen und dafür ganz anders sein zu müssen. Dabei sind all diese Dinge in einer Schwangerschaft das Normalste auf der Welt. Auch eine Helene Fischer kriegt Hämorrhoiden. Und wenn sie keine bekommt, dann kotzt sie vielleicht vor lauter Sodbrennen. Oder macht sich in die Hose, wenn sie drei Mal auf und ab springt. Und auch sie macht Damm-Massagen. Oder denkt zumindest darüber nach.

Geweint habe ich auch, als ich erfahren habe, dass wir eine Tochter bekommen. Im ersten Moment aus Rührung, dann aus anderen Gründen. Warum, erzähle ich beim nächsten Mal …

2 Kommentare

  1. Wunderbare Geschichte ! Leider (oder etwa doch Gott sei dank) ist das bei mir mittlerweile 22 und 25 Jahre her … aber ma erinnert sich gerne an mehrmaliges zum klo gehen in der Nacht aufstehen oder auch an Völlegefühl ohne zuviel gegessen zu haben … – na warte auf das letzte Drittel – das wird ein Spaß !!! 😉 alles alles liebe für dich ähm EUCH ! Ulrike
    http://www.ullismulticoloredlittleworld.com

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